Wissensorganisation mittels Bedeutungsreferenzen und Beziehungsformeln

Diplom-Arbeit von Carsten Logemann

0. Allgemeines

Die Diplom-Arbeit ergründet ein Konzept zur Erstellung eines Kommunikations-Systems das aus meiner Arbeit an Ikorbo entstanden ist. Die vorliegende Ausarbeitung wurde logischerweise auch vom Zeitdruck der Prüfungs-Situation beeinflußt und wurde am 13.10.2003 der Fakultät für Pädagogik der Universität Bielefeld vorgelegt.

Der Verzeichnis 'scio' (lat. verstehen, wissen und beschließen) steht hier für Wissensorganisation. Denn es geht hier um individuelles Wissens über Sach-Zusammenhänge und dem Versuch, diese präziser austauschen zu können, als dies meiner Meinung nach mit natürlicher Sprache geht. Auch die zum Beispiel in wissenschaftlichen Zusammenhängen gerne genutzte Praxis des Definierens von Fachbegriffen reicht meiner Meinung nach nicht aus.

Die umfangreiche Einleitung beschreibt einerseits den Entstehungsprozeß der Idee und fasst auch das Konzept zusammen, so daß die interessierte Leserschaft sich nicht unbedingt mit allen 100 DIN A4-Seiten beschäftigen muß. Für die Eilgen oder auch nur zum Neugierig machen gibt es unten eine kompakte Konzept-Beschreibung.

1.  Ergänzendes Vorwort (2011)

 Ich habe seiner Zeit das Studium der Pädagogik aufgenommen, weil es sowohl theoretische als auch praktische Anteile vermittelt. Meine technische Begeisterung führte mich nicht nur zur Nutzung des Internets sondern auch verstärkt zu entsprechenden Veranstaltungen des Studienschwerpunkts "Medienpädagogik", die ich ebenfalls als Mischung aus Theorie und Praxis verstand. Obwohl ich mir dies erst im Rahmen meiner Tätigkeit im Bereich der Webentwicklung so bewusst gemacht habe, bin ich vielleicht weniger ein Medien-Theoretiker als viel mehr eine Art "Medien-Ingenieur" geworden, der technische Konzepte zur Lösung diverser kommunikativer Probleme entwickelt. 

Schon seit Anfang der Neunziger habe ich über die Begrenztheit der Sprache nachgedacht. Das Ikorbo-Projekt wiederum ist entstanden, weil ich zusammen mit Herrn Niestrat darüber nachgedacht habe, wie man sinnvoll eine Online-Enzyklopädie aufbauen könnte. Als ich Ende 2002 den Abschluss meines Studiums anstrebte, wählte ich die theoretische Bearbeitung meiner inzwischen weiterentwickelten Ideen zur Wissensorganisation als Thema. Eigentlich hatte ich dieses für eine mögliche Doktorarbeit vorgesehen, die mehr Zeit gebracht und mehr inhaltliche Tiefe ermöglicht hätte.

Davon abgesehen, daß es für den Versuch ein völlig neues Konzept theoretisch zu beschreiben logischerweise wenig Anhaltspunkte in bestehender Literatur gibt, betrat ich erst während ich die Diplomarbeit schrieb Bereiche der Wissenschaft, die nicht Teil meines Studiums waren. Als Nebenfächer meines Studium hatte ich mich mit beiden verfügbaren auseinander gesetzt. Mit Psychologie während des Grundstudiums und mit Soziologie im Hauptstudium. Dies ist vielleicht ein Grund dafür, warum ich insbesondere bei Luhmann nach Unterstützung gesucht habe. Im Nachhinein betrachtet hätten wahrscheinlich ein paar "Ausflüge" zur Linguistik schon vor dem Schreiben der Diplomarbeit mir die Sache nicht nur erleichtert sondern den theoretischen Unterbau selbst erheblich inhaltlich verbessern können.

2. Kompakte Konzept-Beschreibung

Inspiriert wurde das Konzept vom Hypertext, das es ermöglicht, den dargestellten Text mit unsichtbaren Zusatz-Informationen zu versehen wie z.B. Links. Desweiteren baut das Konzept auf einem eigenständig definiertem Zeichen-Systems auf, wie es auch so genannte künstliche Sprachen tun. Die hier benutzeten Beggriffe Bedeutungsreferenz und Beziehungsformel finden sich auch im alltäglichen Gebrauch von Sprache wieder, in Wort-Bedeutung und Wort-Bezug (Kontext, Grammatik). Diese beiden Teilkonzepte werden im Folgenden kurz zusammen gefaßt:

- In künstlichen Sprachen werden Wort-Zeichen oft mit festen Bedeutungs-Definitionen verknüpft, die dann aber oft einer natürlichen Sprach-Benutzung widerstreben.
Abstrakte Bedeutungsreferenzen würden im alltäglichen Sprechen zwar Probleme hervorrufen. Durch die Gesatltung einer Bedeutungsreferenz als Internet-Adresse, werden sie innerhalb von Hypertexten leicht nutzbar. Wenn allso ein Wort hiermit verknüpft wird, ist dessen Bedeutung spätestens durch Verfolgung des 'Bedeutungs-Links' eindeutig.

-  In Hypertexten lassen sich neben Links auch andere Informationen einfügen wie z.B. die Art eines Wortes. Dies Konzept wird z.B. auch von der Computer-Linguistik verfolgt. Das Konzept der Beziehungsformeln geht hier noch einen Schritt weiter und definiert die Beziehungen zwischen den Wortzeichen einzelner Sätze, Absätze oder ganzer Texte. Dies ermöglicht es, einen Text äußerlich eine natürlich-sprachliche Form zu geben, der nicht unbedingt einer starren Abfolge von z.B. Subjekt, Prädikat, Objekt folgen muss, wie es bei manchen künstlichen Sprachen definiert ist. Die Beziehungs-Formeln im Hypertext legen fest, welche Beziehungen die Worte zueinenader haben und nicht die Wortstellung allein, die oft so mehrdeutig sein kann, wie die Wort-Bedeutungen.

Dies Konzept ist leider noch nicht in der Praxis erprobt. Hierfür benötigt Ikorbo noch einiges an Unterstützung.
Der große Vorteil des hier beschriebenen Konzepts liegt vor allem darin, daß Sach-Zusammenhänge sich völlig Sprach-Neutral formulieren lassen und von dort aus sich aus diesen abstrakten und äußerst präzisen Informationen verschiedene Sprach-Versionen generieren lassen. Diese Sprach-Versionen eines Sach-Zusammenhangs sind somit keine interpretierten Übersetzungen, sondern präzise Informationen.
Die Zusatz-Informationen in solchen Sprach-Versionen eines Sachzusammenhangs-Beschreibung sind allerdings abhängig von dem Kommunikations-System, aus denen sie generiert wurden. Es ist auch sinnvoll, daß das genutzte Kommunikations-System auch im Internet-verfügbar ist. Dazu kommt, daß der Aufwand Informationen präzise in das System einzufügen erheblich größer ist als einen natürlich-sprachlichen Text zu schreiben. Dazu kommt allerdings der sprach-übergreifende und präzise Mehrwert der Informationen, die so in einer Datenbank abgelegt werden.
Die Wissensmacht, die mit so einer Datenbank zusammenhängen, sind beim Ikorbo-Ideen-Netzwerk auch in einem als gemeinnützig geplantem Verein eingebunden.

3. Download

PDF-Version der gedruckten Originalfassung vom 13.10.2003 (Text und Layout identisch) ergänzt mit elektronischen Verweisen vor allem zur Dokument-internen Navigation:

Bei Verweisen und Zitaten folgende URL mit angeben:
http://embia.org/liath/liber/scio/


 

 

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